5 FRAGEN AN … Katja Dunker

von Sandra Strauß

Portraitfoto Katja Dunker
Foto Katja Dunker: Isabel Meyer-Kalis

1. Welche Bestattungsformen bieten Sie bei DUNKER Bestattungen an?

Grundsätzlich gibt es ja nur zwei Bestattungsformen: ganz klassisch, Feuer- und Erdbestattung. Bei einer Erdbestattung ist die Beisetzung auf einem Friedhof in Deutschland verpflichtend. Die Feuerbestattung lässt da bekanntlicherweise mehr Spielraum. (Wir können mit einer Reerdigung, ganz ehrlich gesagt, nichts anfangen. Warum? Dann doch bitte eine ganz klassische Erdbestattung.)

2. Was ist Ihre Philosophie?

Uns ist es in erster Linie wichtig, für jeden Hinterbliebenen den besten Weg zu finden, indem wir beratend alle Lebens-Thematiken mit einbeziehen, wir hören zu und klären auf. Wir geben den Kunden nicht irgendetwas vor, sondern lassen uns eher von deren Gedanken inspirieren. Menschen kommen oft ohne Vorstellungen und wissen gar nicht, was alles möglich ist. Keiner muss eine Urne kaufen, wenn er sie lieber selber baut, zum Beispiel. Wir arbeiten sehr offen, beziehen die Menschen mit in alle Wege ein, wenn sie es möchten. Der persönliche Abschied – ohne Zeitdruck – vom Verstorbenen, das Waschen und Ankleiden ist ein unglaublich wichtiger Faktor in unserem Alltag. Bestattung soll einfach, natürlich, menschlich und vor allem offener sein. Nah dran am Menschen.

3. Wie und in welcher Art ist die Bestattungskultur im Wandel?

Tatsächlich eine schwierige Frage. Was ist wirklicher Wandel und was ist nur Trend? Momentan sehen wir den „Wandel“ eher oberflächlich mit vielen neuen, bunten und kreativen Anbietern. Man kann und sollte diesen Wandel aber aus viel mehr Perspektiven sehen. Am meisten müssen sich Kommunen und Kirchen damit beschäftigen, wie sie die Friedhöfe zukunftssicher aufstellen. Die wahren Auswirkungen der Möglichkeiten (Bestattungswälder, Urne mit nach Hause, Diamanten …) spüren WIR nicht mehr, denn die jetzige Generation ist NOCH fest verwurzelt mit dem Gedanken: „TOD? = FRIEDHOF“. Aber nach uns, da stellen sich ganz neue Fragen und die Anfänge gibt es schon. Es wird nicht mehr selbstverständlich sein, den Sarg bzw. die Urne in ein eigenes Grab beizusetzen. Wir sehen uns als Begleiter tatsächlich in einer Schlüsselposition, beratend. Bei uns kommen all diese Entscheidungsthemen zur Sprache. Es muss sehr viel getan werden. Wir finden Friedhöfe enorm wichtig. Was passiert, wenn jeder seine Urne in der Schrankwand aufbewahrt? Private Träger wären ein Gedanke, das kann ja alles gesetzlich begrenzt werden. Friedhofssatzungen sind wichtig, regeln die Abläufe, sind aber leider meist völlig überaltet und schränken das Arbeiten und die Möglichkeiten enorm ein. Für wirkliche Veränderungen müssten Unternehmer, Kirchen, Kommunen an einen Tisch, um kluge, zukunftsweisende Lösungen zu entwicklen. Momentan geben uns die Bestattungsgesetze unser Handeln vor und wir umgehen, wo es nötig ist bzw. wo wir können. Weil es gut für die Menschen ist.

4. Nachhaltigkeitsaspekte im Bereich rund um das Bestattungswesen: In welcher Art ist das für Ihre alltägliche Arbeit von Bedeutung?

Nachhaltigkeit ist der neue Trend. Wer Nachhaltigkeit wirklich leben möchte, muss mehr tun. Für uns ist das schon von Anfang an ein grundlegender Aspekt. Wir achten bei unseren Einkäufen so gut es geht auf Regionalität, setzen auf kleine Anbieter. Alle Produkte und Dinge des täglichen Bedarfs sind ökologisch. Möbel und Ausstattung von deutschen Herstellern. Einige unserer Urnen-Lieferanten verzichten auf unseren Wunsch auf Plasteverpackungen. Wege werden nachhaltig geplant. Unser großer Garten für Trauernde und Lebensfeiern ist 100 % ökologisch angelegt und bietet Mensch und Tier einen Wohlfühlort. Wir haben nur ein ganz kleines Sortiment naturbelassener Särge mit ungebleichter Baumwollausstattung, jeder Verstorbene wird in seiner eigenen Kleidung eingebettet. Desweiteren verfügen unsere Standorte über Dachbegrünung, es gibt ein Firmenfahrrad für kurze Wege und ab Dezember ein Elektroauto für den täglichen Einsatz. Blumen können durchaus schon von Slowflower-Anbietern bezogen werden, das ist aber tatsächlich noch Zukunftsmusik. Alle Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren, heißt die tägliche Herausforderung!

5. Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit?

Grundsätzlich gibt es keine Trennung zwischen privat und beruflich. Nachhaltigkeit, besser: eine bewusste Lebensweise ist eine Grundeinstellung und die kann ich in alle Lebensbereiche einfließen lassen. Für mich ganz persönlich bedeutet Nachhaltigkeit, dass ich bewusst durch den Tag gehe und in vielen kleinen Dingen als Mensch helfen kann. Viel Fahrrad fahren ist einfacher, als man glaubt, wenig Verpackung, niemals cafe to go … Ich versuche, sehr viel Produkte aus Deutschland zu kaufen, was in manchen Dingen schwer, bei anderen wiederum ganz einfach ist. Wir leben schon immer sehr natürlich und verzichten auf überflüssige Wegwerfartikel in alle Bereichen. Es geht immer noch ein bisschen besser …

Dieses Interview wurde erstveröffentlicht in der drunter+drüber-Printausgabe #15 „Umwelt und Tod” (Nov 2022).

Portraitfoto Katja Dunker

Über die Interviewpartnerin: Katja Dunker, Quereinsteigerin, Gärtnerin und Floristin. Eher nicht Bestatterin. Einfach Mensch. Naturverbunden und immer mit dem Blick für die wirklichen Bedürfnisse der Hinterbliebenen. „Es ist wichtig, jemanden an seiner Seite zu wissen, der wach, zuverlässig und zeitgemäß begleitet, alte Formen und Rituale aufhübscht, Dinge verändert – einfach aus der Situation heraus. Das geht nur in einem gutem Team, das in eine Richtung rudert.“

Foto linke Seite: Isabel Meyer-Kalis

Porträtfoto Sandra Strauß, sw

Über die Autorin: Sandra Strauß, *1978, arbeitet und lebt in Leipzig. Geschäftsführerin und Produzentin, Studio-, Verlags- und Vertriebsleiterin von Glücklicher Montag sowie verantwortlich für Redaktion, Presse, Promotion, Marketing und Management. 

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Foto linke Seite: Jan-Markus Holz, lebensart