5 FRAGEN AN … Pierre Keim

Tierbestattung Göppingen Animalis Mori … von Sandra Strauß

Portraitfoto Pierre Keim von Martin Hecht
Foto: Martin Hecht

Wie gestaltet sich dein Alltag mit euren Haustieren?

Pierre: In unserem Haushalt leben 1 Katze und 2 Kater. Alle sind vollwertige Familienmitglieder mit ihren jeweiligen Eigenarten und Charakterzügen. Wir haben fest eingefahrene Rituale, wie z. B. das morgendliche Belagern meinerseits beim Frühstücken des älteren Katers, welcher mich meine Zeitung erst lesen lässt, wenn er ein Stück Butter erhalten hat. Man lebt miteinander und gerade Katzen sind so feinfühlig, die merken gleich, wenn der Tag der Dosenöffner anstrengend bzw. hart war, und überhäufen einen mit Zuwendung.  

2. Was war deine/eure Motivation, eine Tierbestattung zu gründen?

Pierre: Das Thema an sich ist schon lange gedanklich gereift. Im Teeniealter habe ich begriffen, dass die Hunde unseres Haushaltes beim Tierarzt blieben und durch diesen in die Tierkörperverwertung verbracht wurden. Leider hatten meine Eltern kein eigenes Grundstück, um die Tiere zu begraben. Da war der Tierarzt die einzige Option. Mit dem Kauf unseres Wohnhauses vor 15 Jahren haben wir dann die Idee einer Tierbestattung umgesetzt, da wir endlich Räumlichkeiten dafür zur Verfügung hatten und auch als Menschen gereift waren. Wir hatten von Anfang an den Ansatz, dass wir für die Tierhalter eine Möglichkeit schaffen müssen, in Ruhe Abschied vom treuen Lebensbegleiter nehmen zu können

3. Wie begleitet ihr trauernde Tierbesitzer:innen, die zu euch kommen?

Pierre: Auf vielfältige Art und Weise. Ähnlich wie die Humankollegen. Unsere wichtigste Aufgabe ist tatsächlich das Zuhören. Zu jedem verstorbenen Haustier gibt es eine Geschichte und diese wollen viele mit uns teilen. Die Ängste der vergangenen Monate, in denen man mitgelitten hat, als eine schlimme Diagnose für das Tier gestellt wurde. Der Schock des plötzlich ohne Vorankündigung verstorbenen Tieres etc. 

Wir versuchen, unsere Kunden an die Hand zu nehmen und Ihnen z. B. kleine Erinnungsstücke wie Pfotenabdrücke und Fellsträhnen zukommen zu lassen. All das sind kleine Gesten, die aber dankbar angenommen werden. 

4. Welche Einäscherungsarten für Tiere gibt es?

Pierre: Es gibt die Möglichkeit einer sogenannten Einzelkremierung, welche durch einen im Krematorium beigelegten Schamott-Begleitstein garantiert wird. Sprich: Der Tierhalter erhält nur die kremierte Asche seines Haustieres zurück und kann frei darüber verfügen – z. B. in einer Schmuckurne zu Hause aufbewahren oder in einer vergänglichen Urne im eigenen Garten beisetzen. Als zweite Möglichkeit gibt es die sogenannte Einfache Kremierung. Bedeutet, dass zum Teil mehrere Haustiere gemeinsam kremiert werden und wir diese kremierte Asche gesammelt zurück bekommen. Diese kremierte Asche wird dann auf unserem eigenen, frei zugänglichen, anonymen Gräberfeld am örtlichen Tierheim halbjährlich beigesetzt. 

5. Wie gehst du selbst mit Trauer um, wenn deine geliebten Haustiere sterben?

Pierre: Da wir beide tagtäglich mit dem Tod zu tun haben – meine Frau ist Trauerrednerin im Humanbereich –, haben wir einen ganz eigenen Ansatz, um unsere Trauer zu verarbeiten. Wichtig ist für uns, dass das Tier kremiert wird und wir es dann erst einmal wieder in einer Urne bei uns haben. Wir haben leider nicht die Möglichkeit, uns ein paar Tage aus dem Job herauszunehmen, und müssen diese Trauerarbeit in unser Tagesgeschäft einbeziehen. In der Regel reden wir sehr viel und reflektieren uns und unsere Trauer. Wir kommen ganz gut damit klar.

Dieser Beitrag wurde erstveröffentlicht in der drunter+drüber-Printausgabe #17 „Tiere und Tod” (Nov 2023).

Porträtfoto Sandra Strauß, sw

Über die Autorin: Sandra Strauß, *1978, arbeitet und lebt in Leipzig. Geschäftsführerin und Produzentin, Studio-, Verlags- und Vertriebsleiterin von Glücklicher Montag sowie verantwortlich für Redaktion, Presse, Promotion, Marketing und Management. 

Alle Beiträge/geführten Interviews von Sandra Strauß gibt es hier.

Foto linke Seite: Jan-Markus Holz, lebensart