DER FUNUS CAMPUS AUF DER MESSE LEBEN UND TOD
von Verena Hohmann
Frischer Wind auf der LEBEN UND TOD in Bremen: Im Mai 2025 feierte der FUNUS Campus unter dem Messemotto: „Am Ende sind wir alle gleich?“ seine Premiere. Dieser innovative Bereich bot kreativen Köpfen und zukunftsorientierten Start-ups eine Plattform, um ihre neuen Ideen und Konzepte rund um die Themen Sterben, Trauer und Erinnerung zu präsentieren.
Auf zentrale Fragen der Besucherinnen und Besucher gab es Antworten und jede Menge Gesprächsbedarf: Wie kann der Umgang mit dem Lebensende einfühlsamer gestaltet werden? Welche Ideen sind zukunftsfähig? Wie schaffen wir einen Dialograum? Welche Produkte erleichtern die Arbeit in der Bestattungsbranche?
„Die Idee zum FUNUS Campus entstand im Austausch mit Meike Wengler von der LEBEN UND TOD. Sie erzählte, dass sie vor jeder Messe viele Bewerbungen mit sehr interessanten Ideen bekomme, die Bewerberinnen und Bewerber aber oftmals nicht über die Mittel verfügen, um sich auf der Messe vorzustellen“, sagt Frank Pasic, Vorsitzender der FUNUS Stiftung. Die FUNUS Stiftung wurde ins Leben gerufen, um die Bestattungskultur in Deutschland zu fördern – und da gehöre es laut Pasic auch dazu, nicht nur zu bewahren, sondern auch Innovationen zu fördern. Mit acht Teilnehmenden waren auf dem ersten FUNUS Campus unterschiedliche Bereiche repräsentiert.
Das waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer 2025:
Spiele, die zum Dialog einladen
Mit dem Kartenset „End!ich sprechen“ möchten Elsa Romfeld und Ronald Hild Menschen spielerisch in die Lage versetzen, sich leichter über End-of-Life-Themen wie Tod, Sterben und Abschied auszutauschen. Jede Karte ist kunstvoll illustriert und weckt durch Symbole, Zitate und Begriffe ganz unterschiedliche Assoziationen bei den Spielerinnen und Spielern. „Die Teilnahme am FUNUS Campus hat uns die wertvolle Chance geboten, in kurzer Zeit ein vielstimmiges Feedback zu unserem noch jungen Projekt zu bekommen. Insbesondere live zu erleben, wie tief die Karten die Menschen berühren und sie darin unterstützen, ihre Gedanken oder Gefühle rund um Tod und Sterben auszudrücken, war ganz wunderbar!“, resümiert Elsa Romfeld. Das Spiel wird voraussichtlich im Frühling 2026 auf dem deutschen Markt erscheinen. Mehr Informationen zum Spiel findet man auf der Webseite der Stiftung Deutsche Bestattungskultur, die das Projekt gefördert hat: stiftung-deutsche-bestattungskultur.de
„Der Wurm im Herzen“
Die Designerin Chiara Heinzler entwickelte im Rahmen ihrer Abschlussarbeit für ihr Studium Visuelle Kommunikation das Spiel „Der Wurm im Herzen“. Aus der Motivation heraus, dem Tod mehr Aufmerksamkeit zu schenken und ihn visuell nahbarer zu machen, entstand eine Box, die kreative Wege und Impulse bietet, die eigene Sterblichkeit zu erkunden und sein Leben zu reflektieren. Das Kernstück der Arbeit ist ein Kartenset mit 60 Karten, ergänzt durch ein Notizbuch, ein Würfelset als Kommunikationshelfer und ein Begleitheft. „Der FUNUS Campus bot mir eine Plattform, die Box auszustellen und mit Besucherinnen und Besuchern in Kontakt zu treten. Das Interesse war groß und der Austausch super wertvoll für meine weiteren Schritte. Vor allem der Austausch auf dem FUNUS Campus mit all den anderen Start-ups war schön“, erinnert sich Heinzler. Auf Instagram @wurm.im.herzen stellt Chiara Heinzler ihr Projekt vor.
Finanzielle „Notwenden“ – eine Initiative zur Unterstützung von Spendenkampagnen
Mit einem Trauerfall gerät das Leben aus dem Gleichgewicht. Dass Hinterbliebene nicht nur emotional, sondern in einigen Fällen auch finanziell belastet sind, hat Theresa Pucher, Gründerin von Notwenden bereits in ihrem privaten Umfeld miterlebt. Diese Erfahrung inspirierte die BWLerin dazu, mit ihrem Angebot Spendenkampagnen zu begleiten, die Menschen nach einem Schicksalsschlag finanziell wieder auf die Beine helfen sollen. Die Teilnahme am FUNUS Campus war für sie eine bereichernde Erfahrung: „Diese zwei Tage haben mir gezeigt, wie wichtig meine Arbeit ist, mit Herzblut und neuen Kontakten noch mehr Menschen von Notwenden zu erzählen.“ Mehr Informationen unter: notwenden.de
Würde und Wertschätzung – auch in fragilen Lebensphasen
Prof. Bitten Stetter, Gründerin von finally forscht seit 2015 zum Lebensende – aus der Perspektive des Designs. Um persönliche Bedürfnisse von Betroffenen, Angehörigen und Pflegenden nachzukommen, hat sie ästhetisch ansprechende und funktionale Produkte entworfen, wie etwa Trinkbecher, Krankenhemden, Handyhalterungen oder Betttaschen. Auf dem FUNUS Campus durften das Thema Pflege Aufmerksamkeit und Unterstützung finden. Im Internet unter finallydesign.ch können die Produkte erworben werden.
Future Proof Memories
… entwickelt intuitive Werkzeuge, die speziell für Patientinnen und Patienten mit Alzheimer oder Demenz konzipiert sind. Diese Produkte sollen helfen, die Erinnerungen der Betroffenen zu stimulieren und zu aktivieren. Durch wiederholte Tätigkeiten können diese Gedächtnisprozesse beruhigend wirken und zur Förderung der Alltagskompetenzen beitragen. Das Projekt verfolgt einen inklusiven Designansatz und bezieht sowohl die Bedürfnisse der Betroffenen als auch die Perspektiven von Angehörigen und Pflegekräften mit ein.
Geschichten, die bleiben
Der digitale Wandel bringt neue Ideen und Formate voran, für die der FUNUS Campus Gelegenheit bot, Stimmungsbilder einzufangen. Wie viel Digitalität braucht Trauer? Wie können digitale oder gar KI-gestützte Systeme unterstützen? Die Plattform Willow erzählt Lebensgeschichten und setzt dabei auf gemeinsame Erinnerungen und Empathie. „Mit Willow wollen wir Erinnerungen dort bewahren, wo sie am meisten bedeuten: im Kreis der Menschen, die sie teilen“, so Gründerin Patricia Klimek. „Wir waren beim FUNUS Campus dabei, weil wir den Umgang mit Abschied neu denken wollen – mutig, liebevoll und gemeinsam mit denen, die den Wandel vorantreiben.“ Mehr über Willow erfährt man im Internet unter: willow-stories.com
Bestattungsbedarf und nachhaltige Urnen
Katharina Hogg-Erdrich und Sebastian Kuhn-Prohic von Farvel haben sich auf die Fahne geschrieben, den Abschied von geliebten Menschen sowohl ästhetisch als auch nachhaltig zu gestalten. Mit Urnen aus biologisch abbaubaren Holzfasern gefertigt, interpretieren sie die Tradition des Abschieds neu. Die Urnen entstehen mit 3D-Druck-Technologie und können sowohl in der Erde beigesetzt werden als auch als Erinnerungsstück mit nach Hause genommen werden. Auf farvel.ch erfährt man mehr über die nachhaltigen Urnen.
Ashes to Ashes
Gleichfalls innovativ, aber eher pragmatisch ist die Totenkleidung von Ashes to Ashes, die auf das einfach An- und Entkleiden in Krematorien konzipiert wurde. Die praxisorientierte Wäsche ist nachhaltig und genderlos.
Der Begriff „Campus“ stehe, so Frank Pasic, für den Gedanken: junge Ideen, Forschung, Austausch und Diskussion. „Wir haben versucht, diesem Gedanken einen Raum zu geben, und freuen uns, dass unser Campus während der Messe so gut besucht war, dass fortlaufend inspirierende Gespräche und Begegnungen stattgefunden haben. Es war spannend zu sehen, wie viel Offenheit und Interesse für neue Wege im Umgang mit dem Lebensende vorhanden sind.“
Fotos: Verena Hohmann
Dieser Beitrag wurde erstveröffentlicht im drunter+drüber-Magazin #21 „Familie und Tod” (Nov 2025).

Über die Autorin: Verena Hohmann ist freie Journalistin, Fachautorin und Inhaberin der Kommunikationsagentur Hohmann Design und Text GbR im westfälischen Münster. Nach ihrer Ausbildung zur Bestattungsfachkraft studierte sie Linguistik an den Universitäten Erfurt und Düsseldorf. Außerdem ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Stiftung Deutsche Bestattungskultur für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Das Bestatterhandwerk sowie die Enttabuisierung von Tod und Trauer sind ihre Themen.
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Autorinnenfoto linke Seite: privat

