„WEIHNACHTEN UND TOD” 4: Trauer am Tannenbaum

Wenn ein lieber Mensch das erste Mal an Weihnachten fehlt

von Stiftung Deutsche Bestattungskultur

Für viele Menschen sind die Adventszeit, die Weihnachtstage und die letzten Tage des Jahres eine Zeit der Besinnung und Einkehr. In den Takt der Arbeit und der privaten Termine und Verpflichtungen mischt sich ein Bewusstsein, dass etwas zu Ende geht. Die frühe Dunkelheit und die vielfältigen Lichter im Stadtbild und zuhause schaffen eine Heimeligkeit, die dazu einlädt, an ruhigen Abenden und freien Tagen über dieses Zu-Ende-Gehen nachzusinnen. Wie vielleicht kein anderes Fest schafft Weihnachten ein Gefühl der Verbundenheit und der Zeitlosigkeit, in der Vergangenes reflektiert und Zukünftiges bedacht wird.

Gerade in diesen Tagen spüren Hinterbliebene, die einen geliebten Menschen verloren haben, das Fehlen dieses Menschen besonders intensiv. Das erste Weihnachtsfest, der erste Jahreswechsel ohne den Partner, die Schwester, Tante oder gar ohne das Kind, entbehrt auf den ersten Blick aller Geborgenheit und Vorfreude. Wie soll man loslassen, feiern und sich heimelig fühlen, wenn dieser Mensch plötzlich nicht mehr da ist?

„Insbesondere das erste Weihnachtsfest ohne einen geliebten Menschen ist eine emotionale Herausforderung für viele“, sagt Dr. Simon J. Walter, Kulturbeauftragter der Stiftung Deutsche Bestattungskultur. Aus dieser emotionalen Herausforderung, so Walter, ergeben sich familiäre und praktische Fragen. Soll man die Feiertage im Kreis von Familie und Freunden begehen, auch wenn einem nicht danach zumute ist? Soll man die vertrauten Weihnachtsbräuche fortführen, obwohl der Mensch, mit dem sie verbunden sind, nicht mehr da ist?

„Entscheidend ist, dass jede und jeder einen ganz eigenen Weg findet, mit dieser Situation umzugehen. Es gibt kein Patentrezept und keine Anleitung. Ich muss in mich hineinspüren, was sich für mich stimmig anfühlt – und darüber dann mit den Menschen sprechen, die mir wichtig sind und die mit mir gemeinsam die Weihnachtstage gestalten.“

TRAUER IST KEIN EINZELFALL

Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als eine Million Menschen. Das heißt, in jedem Jahr begehen Millionen von Trauernden erstmals ein Weihnachtsfest, bei dem ein anderer Mensch fehlt, um den sie trauern. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa aus dem Herbst 2024 geben 87 Prozent der Befragten an, dass bewusste Gedanken an eine verstorbene Person der unmittelbarste Weg sind, diese Person in Erinnerung zu behalten. 84 Prozent nennen das Anschauen von Fotos oder Videos der Verstorbenen.

Auch an den Weihnachtstagen kann das ein Weg sein: Durch ein persönliches Bild, das Anzünden einer Kerze oder das stille Gedenken (allein oder gemeinschaftlich) kann ein lieber Mensch bewusst Teil der Feier sein. Dabei kann jede und jeder einen eigenen Umgang finden und eigene kleine Rituale entwickeln – oder eben auch ganz bewusst nicht.

GEMEINSCHAFT UND RESPEKT BIETEN HALT

In derselben Umfrage sagen 81 Prozent der Befragten, dass für sie die Unterstützung durch Familie und Freunde der wichtigste Beistand in der Trauer ist. 68 Prozent wünschen sich aber auch genügend Zeit für die eigene Trauer und entsprechenden Respekt und Verständnis ihres Umfelds.

Beides kommt auch in der Weihnachtszeit zum Tragen. Wer keinen Beistand im unmittelbaren Umfeld hat, der findet diesen vielleicht über eine Trauergruppe – oder zunehmend auch in digitalen Räumen, in denen sich Trauernde austauschen. Wer die Feiertage allein verbringen möchte, der sollte das offen mit Familie und Freunden besprechen und um Verständnis bitten.

ORTE, DIE GUT TUN, UND WANDEL, DER BLEIBT

Vielleicht kann ein Besuch am Grab ein heilsamer Gang an Weihnachten oder am Neujahrstag sein – vielleicht aber auch gerade nicht. Oftmals gibt es außerdem persönliche Erinnerungsorte, an denen man sich dem geliebten Menschen besonders nah und verbunden fühlt. Oder Orte im eigenen Zuhause, die eine intensive Nähe und Erinnerung ausstrahlen.

Wer das Gefühl hat, die Anforderungen der Feiertage und der Umgang mit der Trauer überfordern die eigenen Kapazitäten, der kann sich Rat und Unterstützung einholen: von Familie und Freunden, aber vielleicht auch in der Nachbarschaft, in der Gemeinde oder im Rahmen der Nachsorge durch die Bestatterin oder den Bestatter, die entsprechende Kontakte vermitteln.

Das zweite Weihnachtsfest ohne den geliebten Menschen wird nicht so sein wie das erste – und das dritte nicht so wie das zweite.

So wie der Jahreswechsel Fortgang und Wandel des Lebens symbolisiert, schreitet auch die Trauer um einen Menschen fort und wandelt sich. Das darf sein und das muss jede und jeder Trauernde ein Stück weit mit sich selbst aushandeln – an den letzten Tagen im Jahr besonders intensiv.

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