„WEIHNACHTEN UND TOD” 18: Weihnachten im Kinderhospiz Bärenherz

von Ulrike Herkner

Wenn wir erzählen, wie Weihnachten im Kinderhospiz aussehen kann, hören wir sehr oft dieselbe Frage. Ob ein Fest, das so eng mit Licht, Wärme und Hoffnung verbunden ist, an einem Ort gelingen kann, an dem Familien gleichzeitig mit Krankheit, Abschieden und vielen Unsicherheiten leben? Für uns entsteht die Antwort jedes Jahr neu: Ja, es geht. Und es entsteht ein Weihnachten, das oft tiefer und echter ist als in vielen anderen Lebenssituationen.

Die Adventszeit wächst aus den Bedürfnissen der Familien heraus. Manche möchten gemeinsam basteln, andere backen mit den Geschwistern oder suchen sich kleine Rituale, die Kraft geben. Jede Familie gestaltet ihre Adventstage so, wie es für ihr Kind möglich und wohltuend ist. Dadurch liegt über dieser Zeit eine besondere Achtsamkeit. Viele Familien erleben die Tage vor Weihnachten intensiver, bewusster und mit dem Wissen, wie wertvoll jeder gemeinsame Moment ist.

Gleichzeitig trägt niemand diese Zeit allein. Die Mitarbeitenden schaffen eine Atmosphäre, die entlastet. Sie geben Ruhe, wenn der Alltag zu schwer wird, und schaffen kleine Lichtblicke, die den Kindern und ihren Eltern guttun. Doch das, was die Adventszeit im Kinderhospiz wirklich besonders macht, wächst nicht nur im Haus. Es wächst in der ganzen Region.

Schon Wochen vor dem ersten Advent melden sich Menschen, die etwas beitragen möchten. Schulklassen, Chöre, Vereine, Unternehmen und viele einzelne Unterstützerinnen und Unterstützer. Sie alle haben denselben Wunsch. Sie möchten den Familien etwas schenken, das sie allein nicht umsetzen könnten. Jahr für Jahr entsteht so eine Welle gelebter Solidarität. Und diese Solidarität bringt etwas ins Kinderhospiz, das man im Alltag nicht planen kann. Adventszauber.

Ein Beispiel dafür ist der Besuch von Musikerinnen und Musikern der Leipziger Oper, die vor wenigen Tagen ein weihnachtliches Konzert direkt bei uns gespielt haben. Für die Familien wäre ein Besuch in der Oper kaum möglich. Also kommt die Musik zu ihnen. Kinder lauschen, Geschwister kommen zur Ruhe, Eltern spüren für einen Moment, wie sich der Alltag weicher anfühlen kann. Dieses Konzert steht stellvertretend für vieles, was uns im Advent erreicht. Menschen bringen Kultur, Freude und schöne besondere Augenblicke zu uns ins Haus und zeigen damit, dass die Familien nicht allein durch diese Zeit gehen.

Eine zentrale Rolle spielen in jedem Jahr auch die Wunschbaumkugeln. In Leipzig und Umgebung werden in Hotels, Firmen, Supermärkten und vielen anderen Orten Weihnachtsbäume aufgestellt, an denen Kugeln mit konkreten Wünschen hängen. Dahinter stecken Bedürfnisse der Kinder, Wünsche der Geschwister, aber auch Dinge, die wir im Hospiz brauchen, um die Adventszeit und das ganze Jahr über gut gestalten zu können. Diese Wünsche werden von Menschen erfüllt, die sagen: Wir möchten euch unterstützen. Dadurch entstehen nicht nur schöne Geschenke für die Familien. Die Wunschbaumkugeln tragen uns durch die Weihnachtstage und darüber hinaus. Viele der erfüllten Wünsche sichern einen Teil dessen ab, was im Kinderhospiz das ganze Jahr benötigt wird. Da wir keine staatlichen Mittel erhalten und Kranken- und Pflegekassen nur einen Teil der Kosten übernehmen, sind wir dauerhaft auf Spenden angewiesen. Die Adventszeit ist für uns die intensivste Spendenzeit des Jahres. Ohne sie könnten wir vieles nicht leisten, was für die Familien so wichtig ist.

Weihnachten und Endlichkeit stehen bei uns oft dicht nebeneinander. Manche Tage sind leicht, andere schwer. Freude und Traurigkeit können in einem einzigen Moment zusammenfallen. Doch gerade deshalb hat Weihnachten im Kinderhospiz eine besondere Bedeutung. Diese Zeit zeigt, wie viel möglich wird, wenn viele Menschen sich verbunden fühlen und Verantwortung miteinander teilen. Sie zeigt den Familien, dass sie gesehen werden. Und sie zeigt uns, dass Gemeinschaft etwas tragen kann, selbst wenn das Leben sehr herausfordernd ist.

Für uns fühlt sich Weihnachten im Kinderhospiz deshalb warm, echt und menschlich an. Es entsteht aus vielen Händen und aus vielen Herzen. Und es bleibt. In Form von gemeinsamen Erinnerungen, in Form von Unterstützung, die weit über die Festtage hinaus wirkt, und in Form des Adventszaubers, den so viele Menschen zu uns bringen.

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