„WEIHNACHTEN UND TOD” 16: Besinnlichkeit!!!
von Prof. Dr. Dr. Tade Spranger

Das christlich-abendländisch geprägte Weihnachtsfest gilt gemeinhin als das Fest der Liebe und auch der Besinnlichkeit. Dass indes gerade im allgemeinen Vorweihnachtstrubel so manche Nervenzelle im wahrsten Sinne den Geist aufgibt, ist ein Allgemeinplatz. Doch zumindest mir scheint es so, dass in diesem ablaufenden Jahr 2025 so manches anders ist: Neben die allgemeine Betriebsamkeit/Hektik tritt ein merkwürdiges Gefühl, das sich am ehesten als ungute Melange aus verschiedenen Weltuntergangsängsten und politischem Reizklima beschreiben lässt. Politische Lagerbildung, durch Social Media entpersonalisierte und damit vermehrt enthemmte Verbalattacken, aber auch durch eine zunehmende Entfachlichung gekennzeichnete Gesetzgebung und Rechtsprechung wirken als Brandbeschleuniger beim allseits beklagten Verfall der Streitkultur in Deutschland. Ein kleiner Weihnachtswunsch sei daher erlaubt: Es wäre einfach wunderschön, wenn alle wieder allen zuhören, Argumente abwägen und diese aufgrund guter Gründe übernehmen oder eben gerne auch ablehnen würden. Und so schwer es im Einzelfall auch fallen mag: Jede/r muss mit seiner Meinung gehört werden – gerade dann, wenn man selbst anderer Meinung ist. Oder um es mit Rosa Luxemburg zu sagen: Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Vielleicht gelingt es uns ja, diese kleine Grundregel eines besinnlichen Miteinanders wieder stärker zu beherzigen.
Über den Autor: Prof. Dr. Dr. Tade Spranger ist außerplanmäßiger Professor an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Rechtsanwalt.
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Autorenfoto linke Seite: privat
